Wo ich in Neu-Delhi abschalten kann
Neu-Delhi ist eine Stadt, die grade am Anfang überwältigend sein kann. In diesem Blogbeitrag erzähle ich euch von, Orten die Ruhe spenden - und wie ich diese schließlich auch in meinem Uni-Alltag finden konnte.
Etwa 32,9 Millionen Einwohner*innen bewegen sich täglich mit Tuk-Tuk, Rollern und Autos durch Neu-Delhi. Oft auf doppelt so vielen Fahrbahnen wie vorgegeben. Das Hupen der Fahrzeuge gehört zum Sound der Stadt und untermalt das wimmelnde Treiben. Zu der ständigen Geräuschkulisse kommen dann noch die vielen Blicke, die man als Ausländerin auf sich zieht. Das alles habe ich besonders anfangs als überwältigend empfunden. Auch zu Hause kann es schwer sein, sich zurückzuziehen. Im Wohnheim wohnen mehrere Personen in den Zimmern zusammen und gegessen wird in großen Mensen. Zeit allein ist hier sehr selten. Es gibt allerdings einige Orte, an denen man Ruhe finden kann. Man muss nur wissen, wo sie zu finden sind. Hier kommen meine Empfehlungen für Orte, die mir besonders in den ersten Wochen geholfen haben, mich in der Stadt wohler zu fühlen und abzuschalten.
Zurücklehnen zwischen Rehen und Ruinen: Deer Park
Nicht weit vom Campus der Jawaharlal Nehru University (JNU) befindet sich der Deer Park. Diesen Namen trägt die großflächige Anlage, weil es im Park tatsächlich indische Rehe zu sehen gibt. Die Tiere, die ihren deutschen Verwandten nicht unähnlich sind, teilen sich das Terrain mit Fledermäusen, Affen und Streifenhörnchen. Zwischen historischen Ruinen aus dem 13. Jahrhundert und Palmen lässt es sich hier gut entspannen und auch picknicken. Der Park ist eingezäunt und durch Sicherheitspersonal überwacht. Damit ist er einer der wenigen Orte in Neu-Delhi, an denen man sich entspannt zurücklehnen kann.
Hitzepause im Einkaufszentrum: Ambiance Mall
Westlich an den Campus der Universität grenzt ein Komplex von drei Einkaufszentren. Hier ist vor allem die Ambiance Mall zu empfehlen. Sie ist zu Fuß vom Campus über eine Autobahnüberführung zu erreichen. Damit ist die Mall perfekt für eine kurze Pause vom Klima in Neu-Delhi, wo das Thermometer an den meisten Tagen auf 32 Grad und mehr klettert. Zusätzlich zu den Klimaanlagen, bietet die Mall noch einen weiteren Vorteil für Zugezogene: Im Supermarkt im Erdgeschoss gibt es vom Wasserkocher über Handtücher und und Eimer (die man zum Duschen und Wäschewaschen braucht) alles, was man für den Einzug oder später benötigt. Das Gute hier ist, dass die Preise festgesetzt sind. Das Meiste lässt sich zwar auch im nahegelegenen Marktviertel Munirka finden, aber dort wird stets verhandelt und Preise werden für Nicht-Einheimische oft höher angesetzt.
Für einen entspannten Nachmittag begebe ich mich außerdem gern in die benachbarte DLF Promenade Mall und genieße einen Bollywood-Film. Inmitten der zahlreichen neuen Eindrücke und Überraschungen, die ich in Indien erleben durfte, ist es doch manchmal schön, in einem Raum zu sein, der sich vertraut anfühlt - im Kino abseits des Trubels.
Sicher spazieren: Der JNU-Campus
Schließlich ist der Campus der JNU selbst ein wundervoller Rückzugsort in der Großstadt Neu-Delhi. Der Campus erstreckt sich über 400 Hektar und ist damit knapp größer als Berlin-Mitte. Allerdings ist der Großteil dieser Fläche unbebaut. Zwischen den Instituten, die je eigene Gebäude haben, erstrecken sich Bäume und Grünflächen. Dadurch ist der Campus stets ein wenig kühler als der Rest der Stadt.
Ein Spaziergang vom Haupttor der Universität zum anderen Ende des Campus würde mindestens eine Stunde dauern, es gibt aber auch viele weitere kleine Wege, die man erkunden kann. Auch nach Sonnenuntergang kann man hier noch sicher spazieren gehen. Dank guter Beleuchtung, Sicherheitspersonal und den anderen Studierenden ist der Campus wohl der sicherste Ort der Stadt. Sollte man also noch spät in der Unibibliothek sitzen, ist der Weg nach Hause kein Problem.
Lernen und snacken: School of Arts and Aesthetics
Neben der großen Central Library gibt es in der School of Arts and Aesthetics (SAA) noch eine kleine Bibliothek, in der ich am liebsten lerne. Die SAA ist hier auf dem Campus mein persönlicher Rückzugsort. Die zwei kleinen Gebäude des Instituts sind zwar direkt neben dem Admissions Block, doch durch Bäume und Hecken abgeschirmt. Nach meinen Vorlesungen hole ich mir oft einen chai und einen samosa an dem kleinen Kiosk auf der Rückseite des Instituts. In der Bibliothek trifft man bis spät in die Nacht Studierende an, die konzentriert lesen und Hausarbeiten schreiben.
Nach einigen Stunden kommt es unweigerlich zu einer gemeinsamen Pause, in der wir über den Campus schlendern und in einer der vielen Kantinen einkehren, um uns mit einer tali (einer Platte mit verschiedenen regionalen Spezialitäten) oder einem Kaffee zu stärken. Viele Cafés sind bis spät in die Nacht geöffnet. So lassen sich Lernpausen lebendiger gestalten und auch gerne in die Länge ziehen. Durch die Vertrautheit am Institut finde ich hier eine Balance aus Ruhe und Gemeinschaft. Wenn ich mit dem Lernen fertig bin, laufe ich nach Hause und genieße die kühle Nachtluft - ein Luxus den ich erst hier richtig zu schätzen gelernt habe.
(Veröffentlicht: 30.10.2023)
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