Ein guter Satz zum Abschied
Wie verabschiedet man sich von Menschen, die man vielleicht viele Jahre nicht wieder sehen wird? Nach sechs Monaten in Australien sitze ich im Flugzeug nach Berlin. In diesem Blogeintrag erzähle ich, welche Gedanken und Gefühle mir auf der 28-stündigen Rückreise nachgehen.
Die Zeit in Melbourne verging wie im Flug: Gefühlt bin ich gerade erst nach Australien gekommen und jetzt bin ich schon wieder auf dem Rückweg nach Berlin. Ich nutze die Stunden auf dem laaaangen Flug, um die letzten Tage in Melbourne Revue passieren zu lassen - denn gerade die letzte Woche verging für mich am schnellsten. Nachdem ich in Australien herumgereist bin, war ich für die letzte Woche nochmal in Melbourne, um ein paar Dinge zu erledigen. Am meisten beschäftigten mich die Fragen, was ich ein letztes Mal machen möchte (z.B. Zeit am Strand verbringen, oder die State Library besuchen), welche Dinge ich noch besorgen will (z.B. Kleinigkeiten für Freunde und Familie) und was ich noch erledigen muss. Unter anderem musste ich meine Wohnung räumen und putzen. Vom Kofferpacken fange ich gar nicht erst an; das Ganze hat mich ganze drei Tage gekostet…
Insbesondere muss ich während meines Rückfluges aber über ein Thema nachdenken: Abschied. Wie in meinem letzten Blogpost beschrieben, habe ich mit diesem Thema vor meinem Austausch nicht so intensiv gerechnet. Bevor ich nach Melbourne flog, habe ich Abschied nur in Verbindung mit meiner Heimat gesehen. Natürlich war ich aufgeregt und glücklich über die Chance, diese Erfahrung in Melbourne machen zu können, aber ich musste mich für eine gewisse Zeit von Berlin verabschieden und konnte meine Freund:innen und Familie sechs Monate nicht sehen. Umso mehr freue ich mich jetzt auf meine Rückkehr nach Berlin und in 26 Stunden ist der Abschiedsschmerz von damals vergessen!
Ein guter Satz zum Abschied?
Jetzt denke ich eher über den Abschied von meinen Freund:innen nach, die ich in Melbourne kennengelernt habe. Während meines Austausches habe ich viele Menschen getroffen, die aus den verschiedensten Ecken der Welt kommen: Australien, Belgien, China, Dänemark, Indien, Italien, Malaysia, Mexiko, den Niederlanden, Schweden, Schweiz, USA… Während meiner Reise habe ich außerdem viele Deutsche kennengelernt, mit denen der Kontakt durch eine kurze Zugreise einfacher zu halten sein wird. Die Frage, ob und wann ich die anderen wiedersehen werde, kann mir dagegen wohl niemand so leicht beantworten. Da ich das immer im Hinterkopf hatte, fiel mir der Abschied von meinen Freund:innen im Auslandssemester besonders schwer; sogar schwerer als der Abschied von der Heimat. Was ist also ein guter Satz zum Abschied in dieser Situation?
Um diesen zu finden, habe ich an das Folgende gedacht. Während meines Bachelorstudiums habe ich ein Auslandssemester in Amsterdam gemacht und habe dort eine gute Freundin aus Australien kennengelernt. Als wir uns damals verabschiedeten, wussten wir auch nicht, ob und wann wir uns nochmal sehen würden. Zu dieser Zeit war mir noch nicht klar, dass ich mich für einen Austausch in Melbourne bewerben würde. Doch während meiner Zeit in „down under“ konnten wir uns zweimal sehen; ich besuchte sie in Brisbane und sie mich in Melbourne. Außerdem habe ich während einer anderen Reise zufällig einen weiteren Freund aus meinem ersten Austausch wiedergetroffen. Über Instagram haben wir gesehen, dass wir in derselben Stadt sind und konnten uns auf einen Kaffee verabreden. Daher lautet mein Abschlusssatz jetzt immer: „Wer weiß wo und wann wir uns wiedersehen, aber ich freue mich schon jetzt drauf!“
Techno, Abschluss-Orga und Vorfreude
Jetzt bin ich bald in Berlin (naja, noch 19 Stunden) und freue mich auf das gute alte Vollkornbrot, einen Döner und guten Techno. Ich freue mich insbesondere auf die ersten Treffen mit meiner Familie und meinen Freund*innen. Weiterhin wird meine erste Zeit in Berlin gefüllt sein mit organisatorischen Dingen, die erledigt werden müssen, um mein Auslandssemester offiziell abzuschließen: Ich muss meine Noten anrechnen lassen und meinen Erfahrungsbericht schreiben (vielleicht verweise ich einfach auf meine Blogeinträge - haha). Ich hoffe auch, dass das Auspacken meines Koffers nicht so lange dauert wie das Einpacken… Jedoch denke ich, dass all diese Dinge innerhalb der ersten zwei Wochen erledigt sein werden. Dann bin ich wieder voll in Berlin angekommen.
Meine Zeit in Melbourne war eine großartige Erfahrung, die ich nie vergessen werde. Schon heute weiß ich, dass ich eines Tages nach Australien zurückkehren werde und dass Melbourne definitiv ein Stopp auf der Reise sein wird. Wenn ich dann auf dem Campus der University of Melbourne und in den Straßen des Central Business District herumlaufen werde, werden viele Erinnerungen aufkommen. Auch darauf freue ich mich schon jetzt. Ich werde bis dahin nicht alle meine Freund:innen persönlich wiedergetroffen haben, aber dann werde ich an alle eine Nachricht schicken (wie gut, dass es Social Media gibt). Obwohl die Zeit vorbei ist, hatten wir alle zusammen ein einmaliges Erlebnis und von der Erinnerung müssen wir uns nicht verabschieden. Nur schade, dass der Weg nach Australien so lang ist. Jetzt sind es noch acht Stunden bis nach Berlin.
(Veröffentlicht: 06.01.2023)
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