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Güns­tig und ge­sel­lig le­ben im Co-op

Wohnen und essen kann in Kalifornien ganz schön ins Geld gehen. Ich habe einen Weg gefunden, nicht mein letztes Hemd dafür lassen zu müssen: In einer Gemeinschaftsunterkunft der Berkeley Student Cooperative putze, koche und feiere ich mit 50 Mitbewohner:innen.

Die größte "WG-Küche", in der ich jemals gekocht habe (Details weiter unten im Blog)! Foto: privat

Vor meinem Auslandssemester dachte ich, ich komme komplett blank zurück. Ich hatte zu viele Statistiken zu Lebenskosten im Internet verglichen und auch die Schätzung der UC Berkeley, wie viel Geld man für ein Auslandsjahr einrechnen sollte, stimmte wenig optimistisch: 16,300 US-Dollar solle man für neun Monate einplanen – also über 1.800 Dollar pro Monat nur für Essen und Wohnen. Versteht mich nicht falsch, man kann so viel und mehr in Berkeley dafür ausgeben, kein Problem. Ich habe aber herausgefunden, dass es ein paar Möglichkeiten gibt, deutlich günstiger zu leben und habe so für Essen und Wohnen unter 1.000 Dollar pro Monat bezahlt.

Die Co-ops sind ein Segen sondergleichen

In den USA ist es üblich, sich ein Zimmer mit anderen Studierenden zu teilen: bestenfalls mit einer Person, es können aber auch mehrere sein. Anfangs wollte ich gerne ein Einzelzimmer haben – nach kurzer Recherche habe ich aber gelernt, dass die Optionen dafür begrenzt und sehr teuer sind: da kann ein Zimmer schon mal 2.000 Dollar kosten. Das habe ich mir also gut und gerne gespart.

Ich habe auch darüber nachgedacht, in ein Studierendenwohnheim zu ziehen. Auch das habe ich aber schnell verworfen: Die meisten Zimmer sind klein, spartanisch mit Etagenbetten eingerichtet und unglaublich teuer. Außerdem beinhalten die Verträge auch zwingend einen "Meal-Plan", sodass man Essen in den Cafeterien bekommt. Klingt erst einmal ganz gut aber naja, amerikanische Uni-Kantinen-Qualität ist... gewöhnungsbedürftig. Ich hatte glücklicherweise in HU-Erfahrungsberichten von früheren Austauschstudierenden relativ früh von der Berkeley Student Cooperative (BSC) gehört und mich dort beworben.

Die BSC betreibt in Eigenverwaltung mehrere Häuser rund um Berkeley in denen Studierende günstig wohnen können. Jede:r Bewohner:in muss fünf Stunden pro Woche im Haus arbeiten – kochen, abwaschen, putzen... Das ist in der Praxis sehr entspannt, und im Gegenzug zahlt man nur etwa 900 Dollar pro Monat inklusive (sehr gutem selbst gekochtem) Essen. In Berkeley ist das unschlagbar.

Der Ausblick vom Dach meines Co-ops. Foto: privat

Niemals allein zu Haus

Ich habe meinen Platz in „Lothlorien“ – ein Komplex aus zwei Häusern nur zehn Minuten Fußweg entfernt vom Campus – nach einem unkomplizierten Bewerbungsprozess und trotzt viel Konkurrenz bekommen. Ich habe definitiv einen Moment gebraucht, um mich an das Leben in einer großen Gemeinschaft zu gewöhnen, inzwischen liebe ich es: Abgesehen von gemeinsamen Darts-Abenden über wöchentliche Serien-Marathons bis hin zu regelmäßigen Besuchen bei einer der einzigen guten französischen Bäckereien in Berkeley (Fourneé, kann ich nur empfehlen!) verbringe ich viel Zeit im Zimmer. Ich genieße es, dort immer jemanden zum Reden zu haben.

Auch die anderen Leute im Haus sind super aufgeschlossen und wir schmeißen wirklich einzigartige Partys. Vor allem die Willkommens-Party am Anfang des letzten Semesters wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Dabei wurden Neulinge in Gruppen durch das Haus geleitet und es gab kreative Vorführungen: von mysteriösen Geschichten im Baumhaus zu einer (sehr authentisch) simulierten Frat-Party - wie man sie aus Filmen kennt.

Ein normales Abendessen in Lothlorien. Foto: privat

Wie man für 50 Leute kocht

Eine der großen Vorteile der Co-ops ist außerdem, dass man sich um Essen keine Sorgen machen muss. Essen in Berkeley ist sonst sehr teuer. Sachen im Supermarkt kosten gut und gerne mal das doppelte im Vergleich zu Deutschland, und zu Chipotle oder Panda Express zu gehen – die meiner Meinung nach das beste Essen haben – kostet auch 15 Dollar. Für die Co-ops hingegen kauft die Mutterorganisation BSC zu Großhandelspreisen Lebensmittel ein und die einzelnen Häuser bestellen bei der Zentrale, was sie haben wollen. Davon kann man sich dann selber was kochen und einmal am Tag kocht ein Team von drei Bewohner:innen fürs ganze Haus.

In meinem ersten Semester habe ich einmal die Woche – natürlich immer bei vollaufgedrehter Musik – mit zwei Freunden für 50 Leute gekocht. Dabei gibt es keine festgelegten Rezepte oder sonst was, sondern jedes Team kann spontan mit dem arbeiten, was da ist. Anfangs hat mich das überfordert und ich musste mich auf die anderen in meinem Team verlassen, die schon etwas Erfahrung damit hatten, wie man so ein Projekt am besten angeht. Das Wichtigste: Einen großen Topf Reis oder Nudeln sollte man ganz am Anfang aufsetzen, damit man weiß: selbst wenn der Rest nichts wird, die Leute werden satt. Das nimmt viel Druck weg, der Rest kommt dann ganz natürlich. Ich glaube kaum, dass ich nochmal so ein riesiges Risotto kochen werde! Das gemeinschaftliche Essen ist dann eine Zeit, in der das Haus zusammensitzt und lacht – macht immer wieder Spaß.

23.05.2024

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