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Ei­ne ame­ri­ka­ni­schen Eli­te-Uni – ganz an­ders als bei uns?

Die UC Berkeley gehört zu den amerikanischen Elite-Unis, denen ihr Ruf vorauseilt. Doch was ist im Alltag wirklich anders als bei uns in Berlin? Vom kostenlosen Gym bis zu Vorträgen aus dem Silicon Valley, ich erzähle es euch!

Die Haas School of Business am University College Berkeley - hier belege ich meine BWL-Kurse. (Foto: privat)

Ein Studienjahr in Berkeley kostet normalerweise zwischen 10.000 und 80.000 US-Dollar – je nachdem, ob man aus Kalifornien kommt oder nicht, und welchen Studiengang man belegen möchte. Dies limitiert den Zugang zur Bildung natürlich immens und öffnet die Schere zwischen Arm und Reich. Die gute Nachricht für HU-Studierende: Bei einem Austausch zahlt man weiterhin nur den Semesterbeitrag in Berlin und kommt damit zu einem unschlagbaren Preis in den Genuss einer der besten Unis der Welt. Was bleibt, sind daher eigentlich nur Vorteile.

Unternehmer:innengeist und Serviceorientierung

Ich starte mal mit dem Akademischen: Da ich in Berlin BWL studiere, belege ich meine Kurse hier an der Haas School of Business. Weil sie eines der Aushängeschilder der Uni ist und enorm viel Geld hat, wird Haas von Kommiliton:innen spaßhaft oft als “private Uni innerhalb einer öffentlichen Uni” bezeichnet. Haas ist in Rankings für das Studienfach BWL konstant weit oben und produziert so viele Startups wie keine andere Universität der Welt - nicht einmal Harvard, Stanford oder das MIT! Firmen, die von Berkeley-Studierenden gegründet wurden, sind uns allen bekannt: Apple, eBay, Intel… die Liste ist lang.

Von Beginn an war ich auch überrascht, wie personalisiert die Lernerfahrung in Berkeley ist: Statt in riesigen Vorlesungssälen sitze ich in all meinen Kursen mit maximal 60 anderen Studierenden. Bei Fragen zu Aufgaben oder Organisatorischem antworten mir Professor:innen meist innerhalb eines Tages und bieten proaktiv Sprechstunden an.

Praxisnahes Studium im Silicone Valley

Beinahe alle meiner Kurse werden von Professor:innen unterrichtet, die relevante Praxiserfahrung mitbringen - weil sie selbst Firmen gegründet oder Erfahrung in hochrangigen Unternehmenspositionen gesammelt haben. Für BWL ist das unglaublich wertvoll - ich konnte viel Praxiswissen mitnehmen, dass Professoren in Deutschland, die durch einen deutlich akademischeren Auswahlprozess gehen, so nicht haben.

Die Inhalte in meinen Kursen sind auch sehr praxisorientiert und beinhalten oft Fallstudien und interaktive Spiele - letztes Semester hatte ich beispielsweise einen Kurs in Verhandlungsführung, in dem ich mich jede Woche auf eine bestimmte Rolle vorbereiten musste und dann den Preis eines Vertrags mit meinem Zulieferer oder den Preis eines Hauses mit Kommiliton:innen als Gegenseite verhandeln musste.

Die Clubs stellen sich vor: "Taylor Swift Karaoke" oder doch eher "Business Careers in Entertainment"? (Foto: privat)

Vielfältiges Freizeitangebot direkt an der Uni

Zusätzlich gibt es neben den normalen Kursen unzählige andere Möglichkeiten, sich weiterzubilden, neue Leute kennenzulernen und sich schnell einzufinden. Ich besuche öfters die sogenannte “Dean’s Speaker Series”, bei denen die Dekanin der Business School Personen einlädt, die vor interessierten Studierenden aus allen Bereichen von ihren Erfahrungen berichten. Letztes Semester beispielsweise war ich sehr beeindruckt, als Google CFO Ruth Porat von ihrem Kampf mit Krebs erzählt hat oder Levi’s CEO Chip Bergh erklärt hat, wie er die angeschlagene Kult-Marke zu neuem Erfolg geführt hat, nachdem sie für eine Zeit komplett out war.

Kurz nach meiner Ankunft bin ich außerdem für eine Aufnahmegebühr von 25 Dollar dem Club für Fallschirmspringen beigetreten. Die sogenannten “Clubs” sind generell eine der besten Möglichkeiten, sich an der UC Berkeley einzubringen. Einige sind dabei rein zum Spaß, andere hingegen nehmen an Wettkämpfen teil und sind knallhart. Weil ich beinahe mein ganzes Leben lang gerudert habe, habe ich darüber nachgedacht, hier wieder damit anzufangen - beim Club fürs Rudern muss man allerdings fünfmal die Woche um 6 Uhr morgens zum Training gehen - von dem Gedanken habe ich mich also doch schnell wieder verabschiedet.

Der Club meiner Wahl: Fallschirmspringen. Daumen hoch! (Foto: privat)

Kostenloses Sportangebot inklusive

Ein weiterer Teil meines Alltags, der für mich, wie für viele andere auch unerlässlich ist, ist Sport. Vor meiner Ankunft war ich ehrlich gesagt ein bisschen besorgt, wie einfach es sein würde, ein nahes Sportstudio zu finden. Wie sich herausstellte, waren meine Ängste allerdings komplett unbegründet - es gibt, wenn überhaupt - ein Überangebot. Während ich in Berlin für mein Fitnessstudio teuer geblecht habe, gibt es hier nicht nur zwei Uni-eigene Gyms1, sondern außerdem mehrere Schwimmbäder, Fußballplätze, Kletterhallen und - mein persönlicher Favorit - mehr als zehn Tennisplätze2. Fast all diese Sportstätten sind für Studierende kostenlos benutzbar.

Insgesamt ist studieren in Berkeley also mehr „All-Inclusive“ als in Berlin - die Uni besteht hier nicht nur aus Kursen und lernen, sondern ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt für alles, was man als Student so macht - von Sport über Freizeit bis hin zu Karriereförderung.

(Veröffentlicht: 08.04.2024)


  1. Pssst: Auch die HU hat auf dem Campus Nord ein eigenes Fitness-Studio.  

  2. Für alle, die noch nicht in Berkeley sind: HU-Studierende und -Mitarbeitende können zu günstigen Tarifen die Tennisplätze der FU in Dahlem nutzen. 

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