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Stadt, Land, Uni: Sechs Mo­na­te an der Sa­pi­en­za Uni­ver­si­tà di Ro­ma

In diesen Wochen geht mein Auslandssemester in Rom zu Ende. Zeit für einen Rückblick auf meine Studienerfahrungen und was ich sonst noch in Italien erlebt und schätzen gelernt habe.

Buchseite.
Die Sapienza hat einen großen Fachbereich für English and American Studies - das Auslandssemester hat für mich inhaltlich super gepasst. (Foto: privat)

Seit fünf Monaten lebe ich nun in Rom und jetzt ist es schon soweit: der letzte Monat ist angebrochen! Die Zeit vergeht wie im Flug: Die ersten Good-byes sind geschafft, und Anfang Juli habe ich auch endlich meine letzten Prüfungen abgelegt und Essays fertiggeschrieben. Der Beginn der Sommerurlaube macht sich durch eine unglaubliche Menge von Tourist:innen bemerkbar, und ich versuche tagsüber das Stadtzentrum so gut wie möglich zu vermeiden. Gleichzeitig möchte ich aber auch noch einige Sachen von meiner To-Do-Liste abarbeiten und das unerschöpfliche Kulturangebot in Rom ausnutzen, bevor meine Zeit hier zu Ende geht. In meinem letzten Blogeintrag möchte ich meinen Erasmus-Austausch Revue passieren lassen und berichten, was ich im Studium und darüber hinaus so erlebt habe.

Englisch in Italien, mündliche Prüfungen und Seminare mit 80 Teilnehmer:innen

Als ich HU-Botschafterin wurde, fragten sich bestimmt ein paar Leute: Englische Literatur in Italien – wieso? Das ist aber gar nicht so abwegig, weil die Sapienza Universität einen großen Fachbereich für English and American Studies hat - und einige Kurse die mich sehr interessierten. Neben meinem Italienisch-Sprachkurs habe ich drei Literaturkurse belegt, unter anderem ‚English and Italian Renaissance Culture’, in dem wir den Renaissance Roman ‚The Book of the Courtier’ gelesen, aber auch viel über die Renaissance in Italien gesprochen haben. So konnte ich auch viel über die Geschichte Italiens lernen: über die Zeit vor der Vereinigung, die Geschichte der Sprache, und natürlich über die bekanntesten Literaten (Petrarca, Macchiavelli, Boccaccio). Vor den mündlichen Prüfungen, wie sie in Italien üblich sind, hatte ich etwas Angst da ich es sonst nur gewohnt bin, Essays und Hausarbeiten zu schreiben. Aber am Ende war ich mit meinen Ergebnissen sehr zufrieden.

Ich muss aber auch sagen, dass ich den Unterrichtsstil der Universitäten in Deutschland bevorzuge. In Italien ist es in den Kursen üblich, wie bei einer Vorlesung, den Dozent:innen viel zuzuhören und mitzuschreiben. Zwar gibt es auch Rückfragen und Studierende dürfen immer ihre Meinung einbringen, aber eine Atmosphäre zum ausführlichen Diskutieren der Literatur kommt nicht zu Stande. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Kurse in Vorlesungssälen stattfinden, und dort oft bis zu 80 Leute an einem Kurs teilnehmen. Kurse sind an der Sapienza nämlich nie platzbeschränkt – dies ist von Vorteil da alle an ihren Wunschkursen teilnehmen können, jedoch vermisste ich oft die Seminaratmosphäre in kleineren Gruppen, in denen ich mich freier ausdrücken und diskutieren kann.

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Die Sapienza hat einen großen Fachbereich für English and American Studies - das Auslandssemester hat für mich inhaltlich super gepasst. (Foto: privat)

Etna, Pompeij, Cappuccino – italienische Erkundungen

Neben dem Unialltag gibt es natürlich auch in Rom viel zu entdecken. Die Stadt hat ein schier unendliches Angebot an Kulturveranstaltungen - seit dem Sommerbeginn auch im Freien. Vor einigen Wochen war ich bei einem Jazz-Konzert der Uni-eigenen Band, in zahlreichen Museen, und im März konnte ich das Konzert meiner aus Rom stammenden Lieblingsband Maneskin besuchen. Ein ganz besonderes Erlebnis war für mich eine Tour durch die Nekropolen unter dem Vatikan, welche nur mit einer privaten Führung möglich ist und von deren Existenz nur wenige Besucher:innen Roms wissen. Wann immer es möglich war, habe ich meine freien Tage genutzt, um Italien zu erkunden. Von einer Wanderung am Vesuv oder auf den Etna, zu Besuchen der Uffizien in Florenz oder den Ausgrabungen von Pompeji – ich durfte unglaublich viel von Italiens Geschichte, Kunst und Natur erleben.

Die letzten Monate haben mich die italienische Kultur noch einmal mehr wertschätzen lassen. Wie ich in meinem letzten Blogeintrag schon schrieb, war ich unglaublich beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Leute, und deren Bereitschaft, mich trotz persönlicher Umwege an mein Ziel zu bringen. Was ich am meisten vermissen werde? Wahrscheinlich sind es die kleinen Dinge: fußläufig zur Universität zu wohnen, den unglaublich guten Cappuccino für 1,20 Euro, die warmen Sommerabende und Spaziergänge durch diese historische Stadt. Und natürlich werde ich Freund*innen vermissen. Zwar war es in der ‚Erasmus-Bubble’ nicht immer einfach, Einheimische kennenzulernen, aber dafür darf ich nun Leute aus zahlreichen Nationen meine Freund:innen nennen.

Porträt von Jemina mit Sonnenuntergang über Rom im Hintergrund.
Die Sommerabende in Rom werden mir fehlen! (Foto: Privat)

Abschied vom „Freilichtmuseum“

Nun geht es daran die letzten Sachen zu organisieren: Dokumente für das Erasmus-Büro abholen, die Wohnung in Ordnung bringen und langsam anfangen zu packen – noch fühlt sich alles nicht ganz real an. Ich weiß, dass mir der Abschied von Rom und den Leuten sehr schwer fallen wird, aber ich weiß auch, dass es kein Abschied für immer ist. Man kann Rom als „endloses Freilichtmuseum“ bezeichnen, weil es so viel Geschichte an jeder Ecke zu finden gibt. Es wird immer Dinge geben, die ich neu entdecken kann, wenn ich zurückkehre.

Nun muss ich aber auch sagen, dass ich mich sehr auf meine Freund:innen und Familie in Berlin freue – und darauf endlich wieder Vietnamesisch essen zu gehen und eine kühle Club Mate zu trinken. Auch wenn ich es noch nicht ganz realisieren kann, zählen die letzten Monate mit Erasmus auf jeden Fall zu den besten meines Lebens.

(Veröffentlicht: 24.07.2023)

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