Vorbereitung auf London: Vom Schock zur Erleichterung
Ich hatte keine Ahnung, dass die Vorbereitung auf ein Semester im UK viel mehr Aufwand erfordert als ein Erasmus-Austausch innerhalb der EU. In diesem Beitrag beschreibe ich, wie ich es trotzdem geschafft habe: Von Visum, Recherchen und Wohnungssuche bis zur Ankunft in London!
Ich hatte gerade erst ein Auslandssemester in Rumänien gemacht, als ich die Nachricht erhielt, dass ich zwei Semester am Imperial College (IC) in London verbringen würde – hurra! Ich dachte mir, dass die Vorbereitungen genauso einfach sein würden, wie die für Rumänien – aber damit lag ich ziemlich daneben! Ich hatte zwar darüber nachgedacht, aber nicht wirklich verstanden, was es für mich bedeuten würde, dass das Vereinigte Königreich (UK) nicht mehr Teil der Europäischen Union ist: Kurz gesagt, alle Privilegien, die das Leben im Ausland ohne Visum ermöglichten, fallen hier weg.
Meine Abreise war für September geplant und ich habe im März schon angefangen zu recherchieren, wie alles funktioniert. Zum Glück war mein Erasmus-Koordinator am Imperial College sehr gut informiert und hat schon früh ein umfangreiches Dokument geschickt. Auf mehr als 20 Seiten waren die Vorteile aufgelistet, die Austauschstudierende am IC haben, und was wann zu tun ist. Das zu lesen, war für mich schon herausfordernd: Wie sich herausstellte, sind Muttersprachler:innen in ihrer Wortwahl viel raffinierter, als ich es erwartet hatte. Man kann sagen, die Lektüre war schon eine Vorbereitung auf den Austausch selbst!
Der nächste Schritt: Die Bewerbung (noch einmal) an Imperial College. Das war hauptsächlich eine Formsache, aber ich musste trotzdem noch einen offiziellen Sprachnachweis einreichen. Zum Glück reichte das Sprachzertifikat des HU Sprachenzentrums aus, sodass es mir erspart blieb, mehrere hundert Euro für einen weiteren, teureren Test wie TOEFL auszugeben. Offenbar hängen die Anforderungen an den Sprachtest stark von der Austauschuniversität ab; daher war es gut, das Dokument genau zu lesen.
Der Schock: Unerwartete Gebühren und die Mietpreise in London
Nach einiger Zeit bekam ich dann offiziell ein Angebot vom IC. Das bedeutete, dass ich das Visum beantragen konnte, das ich für einen Aufenthalt von mehr als sechs Monaten im Vereinigten Königreich benötigte. Ich war komplett überrascht, als ich herausfand, dass die Visumanmeldung mich nicht nur etwa 600 Euro kosten würde. Ich sollte auch eine sogenannte "immigration health surcharge " von rund 1000 Pfund für das Jahr zahlen, das ich in Großbritannien studieren würde! Das ist ziemlich viel Geld, wenn man bedenkt, dass meine Entscheidung für das UK ohnehin schon eine finanzielle Belastung bedeutete.
Zum Glück hatte ich während meines Semesters in Rumänien etwas Wichtiges gelernt: Ich wusste jetzt, wie man Informationen findet. So fand ich heraus, dass es für EU-Bürger:innen die Möglichkeit gibt, ein "immigration health surcharge reimbursement" zu erhalten. Das bedeutet, dass ich die zusätzliche Versicherungsgebühr zwar erstmal zahlen musste, sie aber nach meiner Ankunft im UK wieder erstattet bekommen konnte. Diese Option war ziemlich gut versteckt, also hat sich meine Recherche wirklich ausgezahlt.
Das nächste Thema war die Unterkunft. Mieten in London sind extrem teuer; selbst ein einziges Zimmer kostet über 1200 Pfund im Monat, wenn man in der Nähe des Zentrums wohnen möchte. Da ich für ein ganzes Jahr hier bin, durfte ich mich für ein Zimmer in den Studentenwohnheimen bewerben, die normalerweise für Erstsemester reserviert sind.
Gute Nachrichten und eine vorteilhafte Zugfahrt
Aber wo war meine E-Mail mit der Einladung zur Bewerbung? Ich wurde etwas nervös, als die Bewerbungsfrist näher rückte, und nach einer Nachfrage bei meinem Erasmus-Koordinator stellte sich heraus, dass sie vergessen hatten, mir die E-Mail zu senden! Zum Glück hatte ich noch rechtzeitig nachgefragt. Ich beschloss, mich nur für Zwei-Bett-Zimmer zu bewerben, weil die mit 130-190 Pfund pro Woche viel günstiger sind als die 300 Pfund, die für die neuesten Einzelzimmer fällig gewesen wären. Gespannt wartete ich auf das Ergebnis meiner Bewerbung.
Während des Wartens fing ich an, meine Reisepläne zu schmieden. Da ich bei der Reise nach Rumänien schon einmal erfolgreich eine fast 24-stündige Bahnfahrt gemeistert hatte, entschied ich mich, wieder den Zug zu nehmen. Ich hatte schon früher Interrail-Tickets genutzt, also wusste ich, dass diese viel günstiger sind als einzelne Zugtickets. Glücklicherweise hat die EU genau für das Semester ein neues Erasmus-Interrail-Ticket eingeführt, mit dem man für 212 Euro an vier Tagen innerhalb von sechs Monaten reisen kann. Ich konnte das auch nehmen, obwohl ich offiziell kein Erasmus-Student bin. Es gilt auch im UK, sodass ich noch mehr sparen konnte. Als mein Reiseplan gerade fertig war, kam auch die lang ersehnte Bestätigung: Ich hatte ein geteiltes Zimmer in einem neuen Wohnheim direkt gegenüber vom Imperial College im noblen Stadtteil South Kensington bekommen! Perfekt!
Ende September war es dann endlich soweit: Ich stieg in Stuttgart in meinen Zug und machte mich auf den Weg nach London. In Paris musste ich vom Gare de l'Est zum Gare du Nord wechseln, was glücklicherweise nur einen zehnminütigen Fußweg entfernt ist. Ich hatte sogar Zeit, ein Pain au Chocolat und ein Baguette zu kaufen! Am Eurostar-Terminal angekommen, ging ich schnell durch die Sicherheitskontrolle und wartete dann auf den Anschlusszug. Die Fahrt nach London verging sehr schnell, und so stieg ich am späten Nachmittag in South Kensington aus der U-Bahn, voller Vorfreude auf das vor mir liegende Jahr!
07.04.2025