Von dänischem Glück und Gelassenheit
Die Dän:innen sollen ja die glücklichsten Menschen der Welt sein. Seit zwei Monaten bin ich ihrem Glücksrezept auf der Spur und habe schon gute Anhaltspunkte gefunden. In diesem Beitrag erzähle ich euch von den Dingen, die meine Zufriedenheit im Alltag maßgeblich steigern.
Zwei Monate lebe ich jetzt schon in meinem neuen Zuhause, Kopenhagen. In dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass es wenig gibt, was die Menschen hier aus der Ruhe bringt. Egal ob Wind und Regen, überfüllte Metros oder lange Schlangen in der Mensa – die Dän:innen nehmen es mit Gelassenheit. Ich habe ein paar Ideen, woran das liegen könnte.
Leben am Wasser
Der erste Punkt ist die Nähe zum Wasser. Egal ob Baden im Hafen, eine Bootstour durch die Kanäle, Wassersport oder Strandspaziergänge – all das ist in Kopenhagen, egal zu welcher Jahreszeit, möglich. Besonders gerne mag ich das öffentliche Hafenbad Islands Brygge, in dem ich schon viele sonnige Stunden nach der Uni verbracht habe. Das Wasser im Hafen ist sehr sauber, wodurch man beim Schwimmen keine Bedenken haben muss. Damit das auch so bleibt, kann man sich an mehreren Standorten kostenlos ein „Green Kayak“ leihen und damit Müll im Wasser aufsammeln. Ich finde das eine tolle Idee, um Kopenhagen vom Wasser aus zu erkunden und gleichzeitig dabei zu helfen, den Hafen sauber zu halten.
Mein Campus, der Südcampus, liegt ebenfalls an einem kleinen Kanal, was bei schönem Wetter optimal ist, um sich mit seinem Mittagessen rauszusetzen. Und auch das Meer ist gleich um die Ecke vom Südcampus! Mit dem Fahrrad brauche ich nur 20 Minuten und bin am Amager Strand, wo man einen schönen Blick auf die Ostsee hat und nebenbei seine Texte für die Uni lesen kann – oder einfach ein bisschen Urlaubsfeeling genießen.
Die dänische Küche
Man sagt, dass Liebe durch den Magen geht. Und auch das dänische Glück, besteht definitiv zu einem großen Teil aus Heißgetränken und süßem Gebäck. Ich habe schnell festgestellt, dass die Dän:innen ihr Essen und das gesellige Zusammensitzen lieben. So treffen sich die Einheimischen zum Beispiel gerne zum Frühstück. Auf meinem Weg zur Uni komme ich häufig an langen Schlangen vor der bageri (Bäckerei) vorbei. Die Auswahl an Brot dort ist riesig und von süß bis herzhaft ist für jede*n etwas dabei.
Besonders beliebt sind tebirkes, ein dänisches Frühstücksgebäck, das, ähnlich wie Croissants, aus Blätterteig besteht und mit Mohn bestreut wird. Für mich darf es am liebsten jeden Morgen surdejsbolle med ost, smør og syltetøj (Sauerteigbrötchen mit Käse, Butter und Konfitüre) geben. Und auch den absoluten Klassiker – das smørrebrød (Roggenbrot mit verschiedenem Belag) – sollte jede*r einmal probiert haben. In der Mensa am Südcampus kostet das smørrebrød nur um die 4 Euro und ist sehr lecker! Auch die anderen Cafés am Südcampus bieten alles, was das Herz begehrt, von Gebäck bis Sandwiches oder Salat.
Ohne Fahrrad geht hier nichts
Das Fahrrad ist Fortbewegungsmittel Nummer eins in Kopenhagen. Etwa die Hälfte der Menschen, die hier leben, pendelt jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das bringt einen in Bewegung und hilft auch, die ganzen Zimtschnecken gleich wieder abzutrainieren. In der ganzen Stadt gibt es Fahrradautobahnen und -brücken, die das schnelle Vorankommen deutlich erleichtern.
Auf dem Campus gibt es außerdem riesige Fahrradparkplätze. Ich würde jedem, der hier studieren möchte, empfehlen, sich schnellstmöglich ein Fahrrad anzuschaffen. Erst hatte ich geplant, mein eigenes von zu Hause mitzunehmen, aber darf jetzt glücklicherweise das meiner Vermieterin nutzen. Vor allem bei Austauschstudierenden ist auch ein monatliches Fahrradabo z.B. bei Swapfiets beliebt, welches um die 30 Euro kostet.
Die dänische „Hygge-Mentalität
Meine letzte und auch wichtigste Zutat für das dänische Glücksrezept ist „Hygge“. Ich hatte es in meinem letzten Blogbeitrag bereits erwähnt: „Hygge“ ist ein Gefühl der Gemütlichkeit, der Behaglichkeit und des vertrauten Zusammenseins. Die Menschen in Dänemark legen viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen und Gemeinschaft. Dadurch entsteht ein Grundvertrauen in die Gesellschaft, welches, wie ich finde, in Deutschland oft fehlt. So war ich zum Beispiel völlig überrascht als ich feststellte, dass die Menschen hier ihre Kinderwagen mitsamt Kind vor der Bäckerei stehen lassen, wenn sie einkaufen gehen. Oder dass niemand sein Fahrrad wirklich anschließt, weil selten etwas gestohlen wird.
Dazu muss ich aber auch sagen, dass es als Austauschstudent:in schwer sein kann, dänische Kontakte zu knüpfen und überhaupt erst in diese Gemeinschaft einzutauchen. Internationale Studierende lernt man dagegen leicht kennen und meine Mitbewohner*innen sind aus England, Polen und Indien. „Hygge“ ist für mich, abends in der WG zusammen zu kochen und danach in der Küche zu sitzen und sich von seinem zu Tag erzählen. Unsere WG ist also „hygge international“. Für mich ist „Hygge“ ist ein gemütliches Zuhause mit warmem Kerzenlicht. „Hygge“ sind die Kaffeepausen in der Uni, wenn es draußen regnet. Und „hygge“ ist auch das Gefühl von Angekommensein.
(Veröffentlicht: 16.10.2023)
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